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Montag, 01. Juni 2020
„Wir haben sehr verantwortungsbewusste Mitarbeiter“

Ein wichtiger Bestandteil in den Hausgemeinschaften ist das gemeinsame Zubereiten und Essen der Mahlzeiten. Zu Corona-Zeiten leider nicht möglich.Ein wichtiger Bestandteil in den Hausgemeinschaften ist das gemeinsame Zubereiten und Essen der Mahlzeiten. Zu Corona-Zeiten leider nicht möglich.

Die ASB Einrichtungen während des Lockdowns und der langsamen Öffnung.

Alte Menschen sind gefährdet und damit insbesondere auch Bewohner in Seniorenheimen, wie den Ulmer Hausgemeinschaften und dem Seniorenheim Brauerviertel. Beide Einrichtungen des ASB Region Ulm blieben bisher von Infektionen verschont – ein großes Glück, aber auch ein ausgeklügeltes Hygienekonzept.

Als am Freitag, den 13. März, ein generelles Besuchsverbot für Heime beschlossen wurde, kam das für Bewohner, Besucher, aber auch für die Mitarbeiter in der Altenpflege unvorbereitet. „Es ging alles sehr schnell. Wir haben mit Beginn der Infektionen in Deutschland schon die Hygienemaßnahmen erhöht und Besucher informiert, dass bei Krankheitssymptomen und nach Kontakten zu Infizierten oder Personen aus Krisengebieten auf einen Besuch verzichtet werden muss. Das generelle Besuchsverbot und die Ausgangsbeschränkung kamen dann recht schnell“, erinnert sich Ralf Kinzler, Hausleiter der Ulmer ASB Einrichtungen. Er schmunzelt, wenn er sich an das folgende Wochenende erinnert. „Wir haben eine Standleitung eingerichtet, um die Besucher, die plötzlich vor einer verschlossenen Tür standen, zu informieren.“ Es waren viele Telefonate, die an diesem Wochenende und auch in den folgenden Wochen geführt wurden, da die Verwaltung nun oftmals die telefonischen Kontakte zwischen Bewohnern und Angehörigen übernahm und Nachrichten übermittelte. Gleichzeitig wurde das Wochenende genutzt, um eine Konzeption für einen Hol- und Bring- sowie einen Einkaufservice zu organisieren, der bereits am darauffolgenden Montag starten konnten. „Fünf Mal die Woche durften die Bewohner sich Dinge besorgen lassen und Angehörige Persönliches für die Bewohner abgeben, um die Individualbedürfnisse abzudecken. Wichtig war auch hier, dass die Infektionskette nie durchgängig war. Unser Fahrstuhl diente sozusagen als Schleuse und die Stationen wurden nie betreten, da die Waren vor den Wohneinheiten abgelegt wurden.“

Qualitätsbeauftragte unterstützt das Team
Täglich änderten sich Empfehlungen und Vorschriften von Regierungsseite, aber auch von den Gesundheitsämtern, die je nach Landkreis andere Vorgaben haben. Da war es eine große Unterstützung, dass seit Dezember die Qualitätsbeauftragte Anja Koch das Team bereichert. „Ich habe mich täglich durch zig Mails und Newsletter gelesen, die Informationen gefiltert und im ganzen Haus verteilt“, erzählt Koch. Ein immenser administrativer Aufwand. Große Unterstützung erfuhren die regionalen ASB Gliederung durch den eigens hierfür eingerichteten Krisenstab des ASB Baden-Württemberg e.V., der sich um die Versorgung mit Ausrüstung, Hygienevorkehrungen und Informationen kümmerte.

Gestaffelte Mahlzeiten in Kleingruppen
Auch auf den Wohnbereichen musste einiges bedacht werden. Bei den Dienstplänen wurde darauf geachtet, dass immer die gleichen Mitarbeiter auf einer Station eingeteilt waren. Natürlich wurde immer ein Mund-Nasen-Schutz getragen – auch von den Bewohnern, wenn sie das Zimmer verlassen haben. In den Hausgemeinschaften, in denen bis dato in den großen Wohnküchen, die auch Aufenthalts- und Treffpunkt der Wohneinheiten sind, gekocht wurde, mussten die Herdplatten kalt bleiben. Das Essen wurde in der Küche der Tagespflege frisch gekocht auf die Wohnbereiche geliefert. „Für die Bewohner haben wir ein Konzept entwickelt, wie auch wieder im Gemeinschaftsbereich gegessen werden konnte.“ Es wurden zwei Essenzeiten eingeführt und so könnten an dem großen Tisch in zwei Meter Abstand mit maximal fünf Personen gegessen werden. „Jeder Bewohner hat seinen festen Platz und die Stühle und Tische wurden zudem regelmäßig desinfiziert.“

Hohe Akzeptanz von allen Seiten
„Sowohl die Bewohner und ihre Angehörigen als auch die Mitarbeiter haben die Einschränkungen sehr gut mitgetragen und akzeptiert. Wir hatten sehr schöne und intensive Gespräche mit Angehörigen und unsere Mitarbeiter sind alle sehr verantwortungsbewusst“, erzählt Ralf Kinzler. Aber natürlich freuen sich jetzt alle wieder über die langsamen Lockerungen. Seit dem 4. Mai dürfen nun wieder Besuche stattfinden. Dafür wurde ein Besucherraum mit separaten Eingängen und Spuckschutz an einem großen Tisch eingerichtet. Für die Bewohner im Seniorenheim dürfen Fenster- und Zaungespräche mit zwei Meter Abstand mit Angehörigen stattfinden. „Aber natürlich vermissen alle die körperliche Nähe, nicht nur die Bewohner, sondern auch unser Team“, sagt Ralf Kinzler. „Einfach mal die Hand halten oder jemanden in den Arm zu nehmen ist leider gerade nicht drin. Das ist sehr schade, aber wir sehen der Zukunft positiv entgegen und wir versuchen den Spagat zwischen Nähe und Infektionsschutz zu meistern.“ (ela)